Mit dem Begriff „Erzähltheater“ sind alle Formen von darstellendem, visuell gestütztem Erzählen, bei denen Geschichten mit Hilfe von Bildern, Figuren oder kleinen Bühnen präsentiert werden, gemeint. Dabei stehen Narration, Visualisierung und Interaktion im Mittelpunkt. Ich habe mit verschiedenen Methoden experimentiert und werde euch in diesem Blog darüber berichten. Auch das Konzept von Jangala bedient sich dem Erzähltheater, denn die Geschichten werden vorgespielt und nachgesprochen. Dabei unterstützt die visuelle Begleitung die Sprachförderung und ermöglicht so sprachliche Zugänge, die über herkömmliche Materialien nicht erreichbar sind.
Wir starten mit der sogenannten Erzählschiene. Sie ist superleicht herzustellen, kreativ und kostengünstig. Daher setze ich die Schiene auch in anderen Kontexten ein.
Was ist eine Erzählschiene?
Eine Erzählschiene ist ein didaktisches Hilfsmittel zur Unterstützung des mündlichen Erzählens. Sie besteht meist aus einer einfachen Leiste auf der Figuren, Requisiten und Kulissenteile linear bewegt werden können, um eine Geschichte visuell darzustellen und zu begleiten. Dabei wird das Erzählen mit konkreten Handlungen verbunden, was den anderen Kindern hilft, Erzählstrukturen zu verstehen und aktiv am Geschehen teilzunehmen.
Wann setze ich die Erzählleiste ein?
Unsere Geschichten greifen Themen aus der Alltagswelt der Kinder auf. Daher lieben sie den Geschichtenkoffer von Jangala und sprechen und spielen unsere Geschichten immer wieder nach. Dabei festigen sie ihr Vokabular und trainieren ganz nebenbei wichtige Satzstrukturen. Doch sie wollen auch eigene Geschichten erfinden und vor allem vorspielen. Für diese Phase setze ich verschiedene Erzähltheater ein, mit denen die Kinder in Kleingruppen ihr „Stück“ einüben können, bevor sie es auf der großen Bühne des Geschichtenkoffers präsentieren. So können sich gleichzeitig mehrere Gruppen auf ihren Auftritt vorbereiten.
Viele unserer Kinder befinden sich noch im Prozess der Alphabetisierung und wenn es darum geht, eine Geschichte aufzuschreiben, kommen sie an ihre Grenzen. Daher werden die Geschichten der Kinder erzählt. Sie können ihre eigenen Ideen sichtbar machen, indem sie Figuren und Kulissen auf der Schiene einsetzen. Kinder erzählen ihre Geschichte mit eigenen Worten, unterstützt durch das Bewegen der Figuren. Das fördert Wortschatz, Satzbau und Erzähllogik – auf kindgerechte, spielerische Weise.
Die Erzählschiene macht das kooperative Spielen und Erzählen leichter und unterstützt die Kinder dabei, Handlungen linear aufzubauen (z. B. Einleitung – Hauptteil- Schlusssatz). Durch das physische Verschieben der Figuren versteht das Publikum besser, was wann passiert. Auch Kinder, die noch nicht so sprachsicher sind, können sich beteiligen, z. B. durch das Verschieben von Figuren, Geräusche machen oder einfache Wörter beitragen. Und alle machen mit!
Tiere, Orte (z. B. Dschungel, Wasserfall, Baumhaus) und Gegenstände (z. B. Piñata, Buch, Musikinstrumente) können als Requisiten flexibel kombiniert werden. Das wiederum motiviert Kinder, eigene Geschichten mit Bezug zu ihren Erfahrungen zu erzählen. Und hier wird das Zuhören und Zusehen ganz spannend. Darum wird auch hier das aktive Zuhören stark gefördert und durch das Mitverfolgen der Handlung auf der Schiene bleibt die Aufmerksamkeit hoch. Und ganz nebenbei findet Sprachförderung statt. Denn in den Geschichten der Kinder tauchen immer wieder Satzmuster aus den Originalgeschichten von Jangala auf.
Was braucht man?
Nicht viel! Zunächst einmal braucht man Holzleisten mit Vertiefungen, wie man sie zum Aufstellen von Fotos benötigt. Vielleicht habt ihr auch noch uralte Setzleisten im Keller versteckt. Je nach Länge können sie in der Mitte durchgesägt werden.
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Für das Bühnenbild haben wir uns heute für dickes Aquarellpapier und weiche Pastellkreiden entschieden. Damit die Pastellkreiden dauerhaft halten und die Finger nicht ständig voller Farbe sind, kann man entweder das Bild mit einem Fixierspray fixieren oder laminieren. Das Papier sollte auf jeden Fall dick sein, damit es in der Schiene Halt findet. Ansonsten kann man das Papier natürlich auch in anderen Techniken gestalten.
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Aber was wäre eine Jangala Geschichte ohne Requisiten? In derselben Technik haben die Kinder Bäume mit einer Hängematte, die Bank oder das Baumhaus gestaltet und ausgeschnitten. Die jeweiligen Requisiten werden einfach in die Leiste gestellt.
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Jetzt fehlen nur noch die Figuren: Und nun kommt die gute Nachricht. Unsere Designerin Ulla aus Hamburg hat genau dafür Vorlagen entworfen. Die Umrissfiguren zum Ausmalen und die bereits farbigen Figuren findet ihr in unserem kostenlosen Downloadbereich auf unserer Webseite. Einfach auf dickem Papier ausdrucken und zuschneiden. Und schon erwachen die Geschichten zum Leben!
Und wie ihr Rituale zum Vorspielen implementieren könnt und eine Feedbackrunde abhalten könnt, findet ihr auch im Downloadbereich.
Wie die Pastellkreidetechnik funktioniert seht ihr hier:
Die Fingerstempel stelle ich euch hier vor: