Wenn Kinder unsere Jangala-Figuren zum ersten Mal in der Hand halten, geschieht oft etwas Magisches: Sie beginnen zu erzählen. Minu bekommt eine Stimme, Jin-Jin schleicht durchs Zimmer, und das Abenteuer beginnt. Doch warum arbeiten wir überhaupt mit Filz? Und was hat dieses weiche, kuschelige Material mit Sprachförderung zu tun?
Filz: Mehr als nur ein Bastelmaterial
Filz gehört zu den ältesten Textilien der Welt. Schon vor Tausenden von Jahren wurde er von Menschen hergestellt – aus reiner Wolle, mit Wasser, Seife und Geduld. Es ist ein Material mit Geschichte, mit Seele. Und es passt perfekt zu dem, was wir bei Jangala tun: Kindern einen Zugang zur Sprache zu eröffnen, der ganzheitlich ist – mit allen Sinnen, mit Gefühl, mit Hand und Herz.
Anders als glatte, plastikartige Spielzeuge ist Filz warm, weich und flauschig. Er fühlt sich an wie ein Handschmeichler, lädt zum Streicheln ein und bleibt dabei immer angenehm. Diese taktilen Erfahrungen sind gerade für jüngere Kinder wichtig – sie begreifen die Welt wortwörtlich durch Anfassen. In einer Zeit, in der viele Spielsachen aus Plastik bestehen, setzen wir bewusst auf natürliche Materialien. Filz ist langlebig, nachhaltig und – wenn er aus reiner Schurwolle besteht – auch biologisch abbaubar. Er isoliert, wärmt, schützt – wie ein kleines Nest für Fantasie und Sprache. Filz ist eine echte Alternative zu Plastik und spricht alle Sinne an.
Sprachförderung zum Anfassen – mit theaterpädagogischem Ansatz
Sprache entfaltet sich am stärksten dort, wo sie erlebt wird – in Bewegung, im Spiel, im Ausdruck. Genau hier setzt unser Jangala-Konzept an: mit Materialien, die Geschichten nicht nur erzählen, sondern auch körperlich erfahrbar machen.
Filz ist dabei ein Schlüsselmaterial. Die Figuren aus unserem Geschichtenkoffer laden durch ihre flauschige, warme Oberfläche unmittelbar zum Hantieren und Spielen ein. Sie wirken beruhigend, sind griffig und regen die Fantasie an. In der Hand eines Kindes verwandelt sich ein Filz-Krokodil ganz natürlich in eine Figur mit Stimme, Haltung und Geschichte – ganz wie im Theater.



Unsere handgemachten Jangala-Figuren aus Filz holen Kinder genau da ab, wo sie stehen. Sie fördern das freie Erzählen, helfen beim Aufbau von Sprachbildern und regen das dialogische Spiel an. Und während die Kinder Pauli das Krokodil ins Abenteuer schicken oder Minu den Affen fragen, ob er mitspielen will, üben sie ganz nebenbei Satzbau, Wortschatz und Sprachfluss.
Das entspricht dem theaterpädagogischen Prinzip des „gespielten Erzählens“: Kinder schlüpfen in Rollen, denken sich Situationen aus, reagieren spontan aufeinander. Jangala ist so konzipiert, dass Kinder im Anschluss an unsere Geschichten auch ihre eigenen erfinden, erzählen und vor allem inszenieren können. Dabei entstehen authentische Sprechsituationen – frei, ohne Druck, mit echtem Kommunikationsanlass. Besonders für Kinder mit geringen Deutschkenntnissen entsteht so ein Raum, in dem Sprachbarrieren spielerisch abgebaut werden können.
Selbst gemacht – für mehr Wertschätzung
Neben unseren fertigen Figuren aus Filz regen wir auch zum Selbermachen an. In vielen Workshops oder Projekten dürfen Kinder selbst filzen – mit Wolle, Seife und Wasser oder mit speziellen Filznadeln. Dabei geht es nicht nur um Kreativität, sondern auch um Prozessverständnis:
- Was braucht es, um ein Material herzustellen?
- Wie entsteht aus einzelnen Fasern ein festes Objekt?
- Was bedeutet es, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen?
Der Textilbereich ist für viele Kinder heute ein unbekanntes Feld. Sie kennen Kleidung, aber nicht, wie sie entsteht. Sie spielen mit Spielzeug, aber wissen nicht, wie es gemacht wurde. Filz öffnet diesen Erfahrungsraum – ganz ohne große Maschinen. Die Kinder lernen, dass Dinge Zeit, Sorgfalt und Geschick brauchen. Und sie sind stolz, wenn sie am Ende ihr eigenes kleines Filztier in den Händen halten. Simone kennt Filz schon seit Jahrzehnten und kam auf die grandiose Idee, Sprachförderung mit Filz zu kombinieren. Benji musste Filz erst noch kennenlernen und von Simone lernen, wie diese beeindruckende Handarbeit funktioniert. Seitdem ist das ganze Jangalateam im Filzfieber – man kann damit übrigens auch ganz tolle eigene Geschenke filzen.
Hier ein paar Einblicke von Filzarbeiten von ganz unterschiedlichen Kindern und Benji’s erster Filzversuch:




Fazit: Ein Stoff, der verbindet
Filz ist mehr als ein Werkstoff. Er ist ein Medium. Ein Träger von Geschichten, Erinnerungen, Emotionen. Und deshalb passt er so gut zu dem, was wir mit Jangala erreichen wollen: Kindern einen Ort zu schaffen, an dem sie sich ausdrücken können. Spielerisch, kreativ, sprachlich. Und mit beiden Händen. Statt abstrakten Arbeitsblättern oder reinen Wiederholübungen erleben die Kinder Sprache in einem lebendigen Kontext: Sie spielen Sprache, sie fühlen Sprache, sie erfinden Sprache. Das stärkt nicht nur ihren Wortschatz, sondern auch Selbstwirksamkeit, Ausdruckskraft und Freude am Sprechen.